Feldberegnung in Unterfranken
Bildrechte: BR/Ansgar Noeth

Die Regierung von Unterfranken will in einem Pilotprojekt digitale Wasserzähler testen. (Symbolbild)

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Wasserentnahmen: Digitale Zähler sollen Klarheit bringen

Wo wird wieviel Wasser aus dem Boden gepumpt? Eine Recherche des BR und der Main-Post zeigte kürzlich, dass die Behörden in Unterfranken dazu nur einen lückenhaften Überblick haben. Digitale Wasserzähler könnten das zukünftig ändern.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Samstagvormittag am .

Es handelt sich momentan noch um eine Überlegung, doch sie ist bereits weit fortgeschritten. Die Regierung von Unterfranken denkt darüber nach, digitale Wasserzähler zu installieren. Das Pilotprojekt geht auf eine Initiative der unterfränkischen Wasserwirtschaftsbehörden zurück. Geplant ist, dass ab 2024 testweise erste Geräte im Landkreis Würzburg installiert werden.

Pilotprojekt im trockenen Unterfranken

Vorgesehen sind die Geräte für die sogenannte Bergtheimer Mulde, nordöstlich von Würzburg. Dort wird auf etwa 1.000 Hektar vor allem Gemüse angebaut. Unternehmen, Landwirte oder Sportvereine dürfen Wasser aus dem Boden pumpen – mit einer Erlaubnis des Landratsamtes.

Verglichen mit anderen Standorten in Unterfranken sind die Auflagen in der Bergtheimer Mulde bereits hoch. Seit 2016 vergibt das Landratsamt keine neuen Wassererlaubnisse. Bei Verlängerungen wurden die genehmigten Mengen zuletzt immer wieder gekürzt. Doch ausgerechnet in dieser Region erregte im vergangenen Sommer ein Wasserzähler die Aufmerksamkeit: Er soll rückwärtsgelaufen sein. Noch ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Regierung von Unterfranken hofft auf Zusage

"Ich glaube, dass es für die Landwirte eine tolle Chance ist. Sie müssen sich nämlich nicht mehr selbstständig kümmern", sagt der Würzburger Landrat Thomas Eberth (CSU) über die angedachten digitalen Zähler. Nach Angaben der Regierung von Unterfranken laufen derzeit noch Abstimmungsgespräche – unter anderem mit dem Umweltministerium und dem Landwirtschaftsministerium. Die Genehmigung des Projektes gelte aber als wahrscheinlich. Auch Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) sagte kürzlich, dass er die Einführung digitaler Wasserzähler plane.

Digitale Wasserzähler mit mobiler Datenverbindung

Vorgesehen ist, dass nach einer Testphase 2024 im darauffolgenden Jahr rund 100 Entnahmestellen in der Bergtheimer Mulde mit der digitalen Technik ausgestattet sein werden. Über eine mobile Datenverbindung hätten die Behörden dann in Echtzeit Daten über die tatsächlichen Entnahmemengen der Brunnen. Auch die Grundwasserstände an den Brunnen sollen über die Verbindung übermittelt werden.

Eine gemeinsame Recherche des BR und der Main-Post hatte kürzlich offengelegt, dass die Kreisverwaltungsbehörden in Unterfranken nur ein lückenhaftes Bild dazu haben, wieviel Wasser im besonders trockenen Regierungsbezirk aus Boden und Flüssen gepumpt wird.

Digitale Wasserzähler bereits in Niedersachsen getestet

Solche Funkwasserzähler kommen in der Landwirtschaft in Deutschland bislang nur versuchsweise zum Einsatz – zum Beispiel im niedersächsischen Landkreis Diepholz. Der Landkreis kooperiert dafür mit einem Tochterunternehmen der Telekom und hat im vergangenen Jahr 30 digitale Zähler in der Feldberegnung getestet. "Wenn wir über Wassermengen und Wasserqualität sprechen, müssen wir wissen, wie viel Wasser an welcher Stelle tatsächlich verbraucht wird", sagt der dortige Landrat Cord Bockhop (CDU). Bei Mineralwasserbrunnen und der Trinkwasserversorgung sei das dort bereits selbstverständlich, in der Landwirtschaft noch nicht.

Bockhop hofft, dass durch das Projekt langfristig Mitarbeiter in der Wasserwirtschaft entlastet werden. Der Landkreis hat angeordnet, dass in der Mittagshitze in der Regel nicht mehr bewässert werden soll – um Verdunstungsverluste zu vermeiden. Ob sich alle an diese Vorgabe halten, lasse sich ohne digitale Technik kaum überprüfen, sagt Bockhop. Künftig will er alle der rund 600 landwirtschaftlichen Brunnen im Landkreis auf digitale Zähler umstellen.

Pilotprojekt in Unterfranken soll rund 700.000 Euro kosten

Im Landkreis Würzburg rechnet die Regierung von Unterfranken derzeit mit Kosten von ungefähr 700.000 Euro für das Projekt. Es ist auf fünf Jahre ausgelegt ist. Nach Angaben des Landratsamtes wollen sich die Behörden um die digitale Infrastruktur kümmern. Weitere organisatorische Fragen sollen nach der Genehmigung des Projektes geklärt werden – zum Beispiel auch dazu, welche Kosten möglicherweise auf die Wassernutzer zukommen.

Landwirte werden bereits selbst aktiv

In der Bergtheimer Mulde haben inzwischen mehrere Landwirte selbst Maßnahmen ergriffen. Um Manipulation an den Wasserzähler zu verhindern, haben sie freiwillig ihre Wasserzähler verplombt.

"Ich will auch, dass das in geordneten Bahnen läuft und wir nicht am Pranger stehen", sagt Tobias Wild, Landwirt und Vorsitzender des Bewässerungsvereins Bergtheimer Mulde. Die Idee der digitalen Wasserzähler stößt bei ihm und seinen Mitstreitern auf offene Ohren. Sie sind mit dem Vorschlag sogar selbst an das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg herangetreten.

Ohnehin schauen sich die Landwirte im Bewässerungsverein längst nach Alternativen zum Grundwasser um. Lieber wäre es ihnen, noch mehr Oberflächenwasser als bislang zu nutzen. Zurzeit läuft eine Machbarkeitsstudie. Dabei wird auch die Idee geprüft, in regenreichen Zeiten Wasser aus dem Main in Sammelbecken zu speichern. Im kommenden Jahr sollen erste Ergebnisse vorliegen.

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