Trump Prozess in New York: Früher Chef, heute Feind. Die Aussage von Michael D. Cohen am gestrigen Montag war vielleicht die wichtigste im gesamten Prozess gegen Ex-Präsident Donald Trump. Hat sie Trump so schwer belastet, dass er dafür ins Gefängnis muss?
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Die Aussage von Michael D. Cohen am gestrigen Montag war vielleicht die wichtigste im gesamten Prozess gegen Ex-Präsident Donald Trump.

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Trump-Prozess in New York: Früher Chef, heute Feind

Die Aussage von Anwalt Michael D. Cohen am Montag war vielleicht die wichtigste im gesamten Prozess gegen Ex-US-Präsident Donald Trump. Hat sie Trump so schwer belastet, dass er dafür ins Gefängnis muss?

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Michael D. Cohens Auftritt markiert den Höhepunkt des Strafprozesses gegen Donald Trump. Seine Aussage könnte das Ende des ehemaligen US-Präsidenten bedeuten.

"Fixer" Cohen - ein Mann für alle Fälle

Der Anwalt, der in der Medienszene für seine scharfen E-Mails und Drohgebärden bekannt war, galt lange als engster Vertrauter von Trump. Er war sein Mann für alle Fälle, sein "Fixer", sein Anwalt, der Beziehungen, Affären oder Schlagzeilen "reparierte", wenn sie dem New Yorker Immobilienmakler zu peinlich oder gar gefährlich wurden. Einer, der Journalisten böse E-Mails schrieb, wenn sie Trump seiner Meinung nach zu negativ darstellten, und ihnen mit Verleumdungsklagen drohte.

Hoffnungen auf Posten in US-Regierung

Der heute 57-jährige Jurist nannte Trump damals gerne "Boss". Als dieser zum Präsidenten gewählt wurde, kippte das Verhältnis. Cohen machte sich Hoffnungen auf einen Posten im Weißen Haus. Doch Trump ignorierte ihn.

Das sollte sich nun bitter rächen. Cohen belastete Trump im ersten Strafprozess gegen einen amerikanischen Präsidenten schwer. Seine Aussage: Er habe 130.000 Dollar an Stormy Daniels gezahlt, einen Pornostar, der nach eigenen Angaben 2006 eine kurze sexuelle Beziehung mit Trump hatte.

Geld für Pornostar

Die Quintessenz von Cohens Aussage: Die Pornodarstellerin habe Geld dafür bekommen, dass sie während der Präsidentschaftswahl 2016 den Mund hält. Sonst, so Cohen, wäre ihre Geschichte für den Kandidaten Trump katastrophal gewesen. Dieser habe ihn 2016 persönlich angewiesen, Geld an den Pornostar zu zahlen. "Machen Sie es einfach", habe Trump damals zu ihm gesagt.

Kettenreaktion und Fälschung von Geschäftsunterlagen?

Und diese Geldzahlung habe zu einer Kettenreaktion geführt, so die Staatsanwaltschaft. Trump soll 34 Geschäftsdokumente gefälscht haben, um die Rückzahlung an Cohen zu verschleiern. Der 77-Jährige, der während des Prozesses mehrfach eingeschlafen war, bestreitet die Vorwürfe und beteuert, keinen Sex mit Daniels gehabt zu haben.

Cohen hatte das Geld damals aus seiner eigenen Kasse vorgestreckt. Als Trump ins Weiße Haus einzog, verlangte Cohen sein Geld zurück.

Vertuschen, vertuschen, vertuschen ...

Der Anwalt zeichnete ein verheerendes Bild: Trump habe versucht, mehrere Skandalgeschichten zu vertuschen, um seine Präsidentschaftskandidatur nicht zu gefährden. Am gefährlichsten, so Cohen in seiner Aussage, sei Trumps Affäre mit Daniels gewesen. "Das ist ein totales Desaster", habe Trump damals gesagt, so Cohen. "Die Frauen werden mich dafür hassen."

Obwohl "Fixer" Cohen die Affäre mit dem Pornostar nicht bestätigen konnte, zitierte er Trump mit den Worten, sie sei eine "wunderschöne Frau", die er kenne. Er habe damals von Trump den Auftrag erhalten, sich um den Fall zu kümmern. Als Trump bereits Präsident war, so die New Yorker Staatsanwaltschaft, habe er Geschäftsunterlagen gefälscht, um die Rückzahlung an Cohen als allgemeine Rechtskosten zu verschleiern.

Staatsanwaltschaft will Prozess vermutlich diese Woche abschließen

Die Staatsanwaltschaft, die den Fall voraussichtlich diese Woche abschließen wird, wirft dem ehemaligen Präsidenten vor, elf Schecks, elf Rechnungen und zwölf Einträge in Geschäftsunterlagen gefälscht zu haben.

Am heutigen Dienstag soll Cohen erneut in den Zeugenstand treten, um seine Aussage fortzusetzen. Dann dürfte es um sein Treffen mit Trump im Oval Office gehen. Dort sollen die beiden laut Staatsanwaltschaft den Plan zur Verschleierung der Zahlungen ausgeheckt haben. Außerdem wird erwartet, dass Trumps Anwälte ihn ins Kreuzverhör nehmen wollen. Ihr Ziel dürfte es sein, Cohens Glaubwürdigkeit zu erschüttern.

Cohen ist bereits vorbestraft

Cohen hatte sich vor vier Jahren schuldig bekannt, Straftaten begangen zu haben, von denen einige im Zusammenhang mit den Schweigegeldzahlungen stehen. Dafür saß der 57-Jährige bereits mehr als ein Jahr in einem Bundesgefängnis.

Seitdem inszeniert sich Cohen als ausgewiesener Trump-Gegner. Er hat bereits zwei Bücher geschrieben, einen Podcast verfasst und ist Dauergast bei vielen Fernsehsendern. Nun will er seine damaligen Fehler wiedergutmachen und bereut, für Trump gearbeitet zu haben.

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